Das neue Schloss: nicht nur reine Freude

Das neue von dem jungen Architekten Carl Theodor Ottmer entworfene Schloss „Wilhelmsburg“ richtete seine Fassade – anders als das „Graue Haus“ – nun gegen die bürgerliche Stadt.

Die Revolution von 1830 nutzte dem Besitzbürgertum, das sich damit eine konstitutionelle Verfassung errang, es arrangierte sich langfristig mit dem von ihm erwählten Fürsten, auch 1848 konnte daran nichts ändern. Das Schloss wurde trotz der hohen Kosten – 1865 brannte es noch einmal ab und musste aufwendig rekonstruiert werden – zum Symbol dieses Einvernehmens, das bis 1918 Bestand hatte.

„Braunschweig kannte ich bereits, aber noch nicht sein neues Schloss. Die Morgenstunden genügten aber vollkommen, dies Prachtwerk der neuern Architektur in Augenschein zu nehmen. Mir schien es ein Meisterstück, großartig, edel, einfach, geschmackvoll ... Aber die Braunschweiger sehen das schöne Stück nicht mit reiner Freude an. Sie fragen sich: warum mussten wir ein Schloss niederbrennen, um ein anderes mit ungeheuren Kosten aufzubauen?“

Der Schriftsteller Willibald Alexis machte 1840 von Vienenburg aus einen Abstecher nach Braunschweig – mit der neuen Eisenbahn.

„Ich hatte dort nichts zu suchen. Warum sollte ich aber nicht nach Braunschweig, da die Eisenbahn dorthin geht? Gelegenheit macht Diebe! Gelegenheit macht aber auch Reisende!“ Alexis übernachtete in Braunschweig und fuhr am nächsten Morgen um 7 Uhr, nach kurzer Inaugenscheinnahme des neuen Schlosses wieder in den Harz.


1845 wurde das von C. T. Ottmer entworfene Gebäude des Staatsbahnhofs fertiggestellt. In den 1960er Jahren wurde die Fassade des im Krieg zerstörten „Alten Bahnhofs“ restauriert und geglückt in einen Neubau einbezogen.