Von jedem etwas

Man kann durch Braunschweig gehen wie auf einem Geschichts- oder Architekturlehrpfad. Die steinernen Spuren reichen vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert – prachtvolle, wunderbar schlichte und schlicht häßliche. Von jedem etwas. Immer nur Einzelstücke oder kleine Ensemble.

Das hat nicht jede Stadt zu bieten, und schon gar nicht die alten Nachbarstädte (Wolfenbüttel, Goslar) oder die neuen (Wolfsburg, Salzgitter).

In 20, 30 Jahren wird man den „Schlossbau“ vielleicht auch schon aus historischem Blickwinkel betrachten können – als in Beton gegossene Hoffnung auf ungehemmten Konsumrausch zu Beginn des 21. Jahrunderts. Vielleicht ist dann bereits ein Teil wegen mangelnder Nutzung (bedingt durch Energiekrisen, weiteren Geburtenrückgang, Abwanderung und/oder Überalterung einer nicht mehr über ein entsprechendes Einkommensniveau verfügenden Bevölkerung) gesperrt und rottet still vor sich hin.

Was Fotos und Worte kaum verdeutlichen können: Die monströsen Ausmaße des Einkauf-Centers, montiert in einen Stadtplan von 1906. Der Bereich hinter der Fassade des ehemaligen Schlosses (dunkelrot) wird von der Stadt für kulturelle Einrichtungen angemietet; die „Schloss-Arkaden“ (grau) dienen der kommerziellen Nutzung als Einkaufscenter.

Ihre königliche Hohheit ist nicht mehr von Adel wie ehedem Kaisertochter Viktoria Luise – sie ist Spross eines Kommerz-Rates und lässt sich Shopping-Mall nennen.

Blick vom Kleines Haus des Staatstheaters (Ecke Friesenstraße / Am Schlossgarten) auf die Baustelle der Schlossarkaden. Links: Eines der rückwärtigen Eingangs-„Portale“.